Die Wiedergeburt von Omega-Chapter 626: Eine Straße für die Infizierten 2 (Kap.627)

Neveah trat von den Krankenstationen aus in einen anderen Teil der Stadt, und in diesem Augenblick überkam sie eine Welle der Verzweiflung.

"Ich werde einen Platz finden, wo sie unterkommen und betreut werden kann", sagte Everon zu Neveah.

Neveah nickte halbherzig, ihr Blick mehr darauf konzentriert, den Zustand von Scabbard zu prüfen.

Everon begleitete die junge Frau weg, während Neveah einen Moment stehen blieb und sich umsah.

Schon von der anderen Seite der Stationen aus war der Anblick alarmierend, und man musste nicht einmal weit hineingehen, um einen Eindruck vom bedauernswerten Zustand zu bekommen.

"Veah...", rief Estelle, um Neveahs Aufmerksamkeit zu erlangen, doch Neveah reagierte nicht.

Ihr Kopf war voller Gedanken, selbst Neveahs Wolf war belastet von dem, was sich vor ihren Augen abspielte. Neveah spürte die Unruhe ihres Wolfes.

"Jian und Xenon wären bestürzt, diese... Verwüstung zu sehen", dachte Neveahs Wolf.

Neveah verstand, dass ihr Wolf umso besorgter war, weil alles, was vor ihren Augen lag, wichtig war und von ihrem Gefährten geliebt wurde, und obwohl er es nicht wusste, lag bereits alles in Trümmern.

Neveah spürte eine tiefe Verantwortung, eine Last, die sie sich nie erlaubt hatte zu tragen.

In den letzten Jahren konnte sie kaum für ihr eigenes Überleben sorgen. Woher sollte sie die Zeit nehmen, sich um andere zu kümmern?

Nun aber hatte sie das Gefühl, diese Menschen furchtbar im Stich gelassen zu haben, selbst wenn Neveah nicht sicher war, wie sie ihnen überhaupt hätte helfen können.

"Fühlt es sich so an, ein Anführer zu sein? Verantwortlich für das Leben und Wohlergehen von Tausenden? Es ist ein sehr unfreundliches Gefühl... ein hilfloses Gefühl", dachte Neveah zu ihrem Wolf.

Es war nur eine weitere Straße in Scabbard City, sie hätte eine dieser belebten Straßen sein sollen, gefüllt mit reichen Eindrücken und Gerüchen, wie es normalerweise in den großen Festungen der Fall war.

Doch dieser Teil der Stadt war, obwohl ruhiger, noch stärker verwüstet als die anderen.

Die Straßen waren unheimlich still, nur einige wenige Gestalten schlurften umher. An ihren Roben erkannte Neveah, dass es sich um Ärzte oder zumindest ärztliches Hilfspersonal handelte.

Ein Beitrag der großen Festungen zur Eindämmung der Seuche bestand darin, ihre besten Ärzte zu entsenden, um bei den Bemühungen zu helfen, die Seuche in Schach zu halten und vielleicht ein Heilmittel zu finden.

Es war noch komplizierter, da sie nur Ärzte entsenden konnten, die nicht der sterblichen Rasse angehörten oder zumindest einer gemischten Rasse, da das Risiko, der Seuche zu erliegen, geringer war.

Menschliche Mediziner kamen jedoch überhaupt nicht in Frage.

Neveah selbst hatte mehr als die Hälfte der in der Dünenstadt ansässigen Ärzte nach Scabbard geschickt und nur einige wenige für die Bürger der Dünenstadt zurückgelassen, um überleben zu können.

Doch nach dem, was Neveah jetzt sehen konnte, waren sie immer noch unterbesetzt. Und wie konnte es anders sein? Die Seuche forderte stündlich mehr Opfer, und die Zahl der Toten stieg langsam, aber stetig an.

Der Geruch von Kräutern und Stärkungsmitteln hing schwer in der Luft, ebenso wie der starke Geruch brennender Rückstände, den Neveah einer großen Feuerstelle zuschrieb, die sie vor sich sehen konnte.Einige behandelnde Ärzte schoben einen Karren zur Feuerstelle; er war beladen mit allerlei Kleidung, alt und zerfetzt, reich und prächtig – Gewänder die von Infizierten getragen wurden, wie Neveah vermutete. Die Seuche machte keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, alle Menschen waren gleichermaßen gefährdet. Zudem hing der unverkennbare Gestank von Verfall und Tod in der Luft, eine faulige Mischung, die Neveahs Magen umdrehte.

Die an den kopfsteingepflasterten Straßen gelegenen Gebäude standen als leere Hüllen ihres einstigen Glanzes da, ihre Fenster vernagelt und die Türen verbarrikadiert. Doch Neveahs empfindliche Ohren konnten immer noch die Geräusche aus dem Inneren aufschnappen. Ein leises Schluchzen hallte aus einem der Gebäude, vermengte sich mit dem entfernten Weinen eines Säuglings – Echos der verheerenden Auswirkungen der gnadenlosen Krankheit, die die Stadt in ihren tödlichen Griff genommen hatte.

Die Straßen waren übersät mit Schutt und umgekippten Karren; ein einst blühender Marktplatz lag nun im Verfall. Doch es war immer noch nicht so schlimm wie auf der anderen Seite des Stadtviertels, wo die Aufstände tobten. Das Echo der Unruhen hallte durch die engen Gassen, durchdrungen vom fernen Geschrei der aufgebrachten Menschenmenge. Der dicke schwarze Rauch, der von den von radikalen Randalierern gelegten Feuern emporschwoll, war auch auf dieser Seite des Viertels noch sichtbar und warf einen düsteren Schatten über diesen Teil der Stadt Scabbard.

Selbst mit den Schutzmaßnahmen, die die Aufständischen fernhielten und die Infizierten einschlossen, konnte Neveah die Spannung in der Luft fühlen, ein greifbares Gefühl der Unruhe, das in jeden Stein und jede Ritze der Stadt zu sickern schien. Das Weinen des Säuglings hallte erneut, und Neveahs Augen suchten nach der Quelle des Lauts, ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie an Isalders Säugling dachte, den sie gehalten und geliebt hatte.

Neveahs Blick fiel auf eine Frau, die am anderen Ende der Straße zusammengesunken saß. Sie hielt den Säugling fest an sich, während ein Arzt ihr eine Schüssel mit Tonikum reichte. Als ob sie Neveahs Blick spüren konnte, drehte sich die Frau in Neveahs Richtung, und obwohl Neveah sicher war, dass ein Sterblicher sie aus der Entfernung nicht sehen konnte, erkannte sie die Frau deutlich genug. Eine einst schöne Frau, deren Haut nun einen aschigen Farbton angenommen hatte.

"Veah..." rief Estelle erneut und legte ihre Hand auf Neveahs Schulter. Schließlich wurde Neveah aus ihren Gedanken gerissen, sie warf Estelle einen schmerzerfüllten Blick zu. "Wie konnte es soweit kommen?" fragte Neveah bekümmert, obwohl sie wusste, dass auch Estelle keine Antwort darauf hatte. "Wir sollten weitergehen, zu lange an einer Stelle zu verweilen, würde Aufmerksamkeit erregen." mahnte Estelle.

In diesem Moment wurde sich Neveah bewusst, dass sie von Kopf bis Fuß in einen schwarzen Mantel gehüllt war, und ihre Anwesenheit würde sicherlich Blicke auf sich ziehen. "Komm", sagte Neveah zu Estelle und setzte ihren Weg durch die Straßen fort.

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