Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern-Chapter 108: ...Willst Du Immer Noch Lilith Nocturne?

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Chapter 108: ...Willst Du Immer Noch Lilith Nocturne?

Das Arbeitszimmer war wieder still.

Nicht die kalte, bedrückende Stille von vorher. Dies war anders.

Es war die Art von Stille, die sich einstellt, wenn ein Plan vollständig gescheitert ist – wenn niemand mehr zu beschuldigen ist, keine Ausreden mehr zu machen sind.

Mr. Grayson saß hinter seinem Schreibtisch, an derselben Stelle, wo er einst mit vollem Vertrauen Befehle erteilt hatte, wo er den Untergang der Nocturnes Stück für Stück durch subtile Infiltration und langsame Manipulation geplant hatte.

Jetzt waren alle vier Figuren, die er ins Spiel gebracht hatte, zerbröckelt.

Vincent verlor eine Unternehmenspartnerschaft.

Darren löste beinahe eine militärische Reaktion aus.

Thomas wurde von einem Mädchen, halb so alt wie er, in der Unterwelt gedemütigt.

Und Lucas – seine letzte Karte, der goldene Sohn – hatte nicht nur einen Kampf verloren, sondern auch die Illusion der Kontrolle. Er wusste nicht einmal, dass er besiegt worden war, bis Stunden später.

Es war ein kompletter Durchmarsch.

Eine vollständige, perfekte Niederlage.

Und das Schlimmste?

Der Junge im Zentrum von allem – Ethan Nocturne – hatte nicht einmal ins Schwitzen geraten. freewebnøvel.coɱ

Mr. Grayson starrte auf das halbvolle Glas Whisky auf dem Schreibtisch. Seine Finger umkreisten langsam den Rand, nachdenklich.

Sie hatten ihn unterschätzt.

So viel war klar.

Dies war nicht nur ein Junge, der in die Macht adoptiert wurde. Dies war kein Nebenprojekt von Lilith. Die Familie Nocturne drehte sich um ihn. Beschützte ihn. Sorgte für ihn. Und mehr noch –

Sie fürchteten, was aus ihm werden könnte.

Mr. Grayson wusste noch nicht warum. Aber er beabsichtigte, es herauszufinden, da dies eine Öffnung sein könnte, die er zu seinem Vorteil nutzen könnte.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen, um den Druck in seinen Schläfen zu lindern.

Der Plan musste sich ändern.

Sie konnten keinen Charme oder Manipulation einsetzen.

Sie konnten nicht durch Einfluss oder langsame Kontrolle gewinnen.

Wenn er immer noch einen Weg zu den Nocturnes wollte – wenn er immer noch eine Chance bei Lilith haben wollte – dann musste er die Geschichte ändern.

Er musste der Held sein, und nicht irgendein Held, sondern jemand, den sie nicht ignorieren oder abtun konnte.

Ein scharfes Summen durchbrach die Stille. Sein Schreibtischtelefon leuchtete auf.

Unbekannte Nummer.

Mr. Graysons Stirn runzelte sich. Er bekam selten Anrufe auf dieser Leitung – nie von Nummern, die er nicht kannte.

Er starrte noch eine Sekunde länger auf den Bildschirm und nahm dann ab.

"Grayson," sagte er mit gleichmäßiger Stimme.

Ein paar Sekunden Stille.

Dann kam eine Stimme durch.

Rau. Tief. Grob wie Kies, der an Eisen reibt.

"...Willst du Lilith Nocturne immer noch?"

Mr. Grayson erstarrte.

Die Frage war keine Begrüßung. Sie war nicht vage. Sie war zu direkt, und er kannte niemanden mit einer solchen Stimme.

"Wer ist da?" fragte er langsam.

Die Stimme änderte sich nicht. "Beantworte die Frage."

Graysons Gedanken rasten. Könnte es jemand von der Assoziation sein? Einer von Liliths Feinden? Eine Falle?

Oder jemand von Liliths oder einer ihrer Töchter Seiten, der dies nutzen will, um eindeutige Beweise zu bekommen?

Aber selbst dann... Neugierde flackerte in seiner Brust auf. Eine gefährliche Neugierde.

"Ja," sagte er schließlich. "Das tue ich."

Wieder Stille.

Dann antwortete die Stimme: "Gut. Ich kann dir eine Chance geben."

Mr. Grayson setzte sich leicht nach vorne. "Was für eine Chance?"

"Eine Möglichkeit, ihre Gunst zu gewinnen. Direkt. Öffentlich."

Die Worte waren langsam und bedacht.

"Du wirst das Leben ihres Sohnes retten. Vor aller Augen."

Mr. Graysons Hand umklammerte den Hörer etwas fester. "Das klingt... praktisch."

"Es wird während der Hochschulprüfungen sein," fuhr die Stimme fort und ignorierte seinen Tonfall. "Ein kleiner ’Vorfall’ wird passieren. Ethan wird isoliert sein. Überwältigt. Dem Tod nahe."

Graysons Herz schlug schneller.

"Und du," sagte die Stimme, "wirst gerade rechtzeitig ankommen. Du wirst ihn beschützen. Ihn herausholen. Ihn sicher zurückbringen."

"...Und Lilith wird in meiner Schuld stehen," murmelte Grayson.

"Sie wird dich als den Mann sehen, der ihren Sohn gerettet hat," bestätigte die Stimme. "Und der Rest wird sich natürlich ergeben."

Grayson verengte die Augen. "Warum erzählst du mir das?"

"Weil ich sehen will, wie sie fällt," sagte die Stimme einfach. "Und der beste Weg, einen Thron zu ruinieren... ist, die Blutlinie von innen zu brechen."

Es lag eine Kälte darin. Ein unverblümter, unerschütterlicher Hass, den selbst Grayson nicht vollständig verstand.

"Du willst, dass ich sie durch Ethan manipuliere."

"Nein. Ich will, dass du nah rankommst. Was danach passiert, liegt bei dir."

Mr. Grayson atmete langsam aus. "...Und was willst du im Gegenzug?"

Es gab eine Pause.

Dann antwortete die Stimme: "Ich werde eine Liste schicken."

"Und wenn ich nein sage?"

"Dann werde ich jemand anderen finden."

Klick.

Die Leitung war tot.

Mr. Grayson starrte mehrere Sekunden lang auf das Telefon in seiner Hand, bevor er es langsam wieder auflegte.

Dann vibrierte das Gerät einmal, und eine verschlüsselte Nachricht erschien auf dem Bildschirm.

Kein Name.

Nur ein Dateianhang.

Er öffnete ihn.

Eine Liste.

Namen. Materialien. Koordinaten. Gegenstände, die er nicht vollständig verstand, aber alle waren in einfacher Sprache geschrieben. Einfache, umsetzbare Aufgaben. Nichts Unmögliches.

Grayson lehnte sich wieder zurück.

Sein Verstand bewegte sich jetzt schon schneller. Das war gefährlich. Riskant.

Aber... brillant.

Wenn er es durchziehen könnte, würde er sich nicht nur von diesem Schlamassel erholen. Er würde alles gewinnen.

Liliths Aufmerksamkeit.

Einen Platz in ihrer Welt.

Und schließlich... Einfluss auf Ethan.

Dieser letzte Teil weckte etwas Dunkleres in ihm.

Dieser Junge hatte seine ganze Familie blamiert.

Aber wenn er ihn rettete, wenn er die Rolle richtig spielte... würde Ethan es vielleicht nie erfahren.

Er würde ihm danken.

Ihm vertrauen.

Und sobald das geschah –

Grayson lächelte.

Ein langsames, kalkulierendes Grinsen, das seit Tagen nicht mehr erschienen war.

Endlich hatte sich ein neuer Weg geöffnet.

Ein Weg durch Feuer und Lügen.

Aber am Ende davon?

Sah er ihr Gesicht.

Lilith Nocturne.

Und jetzt... war sie nicht nur ein Traum.

Sie war ein Ziel.

Und diesmal schickte er niemand anderen.

Er würde selbst gehen.

Selbst wenn es bedeutete, in eine Falle zu tappen.

Selbst wenn es bedeutete, den Helden zu spielen.

Denn sobald er das Leben dieses Jungen in seinen Händen hielt, würde sich das Gleichgewicht verschieben.

Und er hatte nicht die Absicht, loszulassen.

Nicht bis sie ihn ansah.

Nicht bis sie ihm dankte.

Nicht bis sie ihn sah – nicht als Versager – sondern als den Mann, der ihre Welt gerettet hatte.

Selbst wenn er derjenige war, der zuerst half, sie zu zerbrechen.

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